Mezcal - der Geist Mexikos
„Nimm den ersten Eindruck nie für die ganze Wahrheit.“ - Ursula Poznansiki
Die Sache mit dem Wurm … Was als Marketingidee begann, ist heute die erste Assoziation mit Mezcal. Der Wurm, der eigentlich nur Touristen anlocken sollte, ist leider auch noch heute mit dem tiefgründigsten Getränk Mexikos verbunden. Auch wenn das Insekt aus der Spirituose längst verschwunden ist, der Irrglaube, Mezcal und Wurm seien ein Dreamteam, hält sich wacker…
Mezcal steckt voller spannender Geschichten und mexikanischer Geschichte!
Was ist Mezcal?
Kurz und gut; Schnaps! Und zwar ein ehrlich und erdiger. Nicht wenige vergleichen Mezcal mit dem edelen Geist aus schottischen Gefilden. Mezcal und Whisky sind Verwandte im Geiste und auch im Geschmack. Der mexikanische Geist wird aus der Agave gewonnen; aus 100 % Agave. Dies ist auch der größte Unterschied zum alkoholischen Gassenhauer aus Südamerika - dem Tequila.
Auch dieser Brand wird aus Agave gewonnen, jedoch muss bei diesem günstigeren Produkt nur 51 % blaue Maguy-Agave verwendet werden. Das Endprodukt ist im Geschmack schärfer und alkoholischer. Die Aromen flacher und eindimensional. Die Mezcal-Brenner kennen 15 verschiedene Agavenarten, die das Zeug haben, echter Mezcal zu werden.
Wie wird Mezcal hergestellt?
Die Herstellung des Mezcals ist nicht weniger als überlieferte Handwerkskunst. Von Generation zu Generation wurden die aufwendigen Herstellungsschritte weitergegeben und eine geschmackvolle Tradition am Leben erhalten. Mezcal ist nicht nur Getränk; Mezcal ist auch Kultur.
Diese Stationen durchläuft jeder Tropfen Mezcal:
.Dämpfen
.Malen
.Fermentieren
.Destilieren
1. Der erste Schritt in der Herstellung ist das Dämpfen. Die Agavenherzen (pinas) werden in einer Erdgrube gekocht. Dieser Röstprozess über Feuer bringt das rauchige Aroma in den Mezcal.
2. Die Agavenherzen werden zerkleinert und unter einem Mühlrad (tahano) gemahlen. Der fasrige Brei (bagazo) ist die Grundlage der Mezcal-Maische.
3. Der Agavenbrei fermentiert rund 14 Tage in offenen Holzfässern. Hiebei wird bei hochwertigem Mezcal ausschließlich natürliche Hefe verwendet.
4. Die Destillation ist die Königsdisziplin. Die Apparaturen und Handgriffe unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller und auch von Ort zu Ort. Dieser Arbeitsschritt hat zusammen mit den verwendeten Agavearten den größten Einfluss auf den Geschmack.
Die komplexe Herstellung ist überlieferte Vergangenheit, die Kontrolle der Produktion laborbasierte Gegenwart. Mezcal ist ein Qualitätsprodukt, welches einer permanenten Kontrolle unterliegt.
Jede exportiere Flasche Mezcal wird mit einer fälschungssicheren Plakate „geadelt“. Um sich diese Auszeichnung zu verdienen, wird jede Destillation durch eine eigenständige Behörde überprüft.
Wie trinkt man Mezcal?
Mit Leidenschaft und Hingabe!
Traditionell erfreut man sich in Mexiko während und nach dem Essen an einem Glas Mezcal. Für diese traditionelle Verkostung wird der Agavengeist pur genossen.
Der Genuss steht hier im Vordergrund - Mezcal wird gesippt und nicht geshotet.
Wer Mezcal eher modern erfahren möchte; der sollte das Duo Orange und Agave testen.
Vor jedem Kuss der Agave lässt man sich den süßsauren Kuss einer Orangenscheibe schmecken.
Durch die Säure der Zitrusfrucht werden die Geschmacksknospen aktiviert und der Mezcal entwickelt sein komplettes Aroma.
Das Veladora - eine Legende …
Mexiko ist ein zutiefst spirituelles Land. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass uns das typische Mezcal Glas in der Bar und der Kirche begegnet. Das Veladora ist (eigentlich) ein Glasgefäß für die bekannten Gebets- oder Opferkerzen in den unzähligen Kirchen Mexikos. Das eingearbeitete Vaso (Kruzifix) erinnert noch heute an die ursprüngliche Bestimmung der Gläser. Irgendwann wurde die Kerzenschale zweckentfremdet. Aus einem geistlichen Glas wurde ein Glas für den Geist.
Natürlich ist die Trinkqualität aus einem Veladora göttlich. Die Glasform ist perfekt für den aromatischen Geist. Der Mezcal kann atmen und sein volles Aroma entfalten, ohne dabei zu alkoholisch zu erscheinen.
Ganz mexikanisch werden wir bei jedem Sip an die Endlichkeit der Existenz erinnert;
und an die Schönheit des Lebens.